Wien/Neuhaus, 15. April 2010
Am 30. August 2008 wurde das exklusive Privatmuseum des Industriellen Herbert W. Liaunig in Neuhaus/Suha, Südkärnten, eröffnet. Zwischen Bundesstraße und der mächtigen Drau erstreckt es sich - im großen, 13 Meter breiten Ausstellungsraum nur wenig aus der Erde ragend - auf einer Länge von 160 Metern verteilt auf vier miteinander verbundene, doch deutlich voneinander unterscheidbare Baukörper mit einer Nutzfläche von 4.400 Quadratmetern. Die Wiener Architekten "querkraft" , die als Sieger eines hochkarätig besetzten, geladenen Wettbewerbs hervorgingen, haben mit dem stringenten, funktionstüchtigen und geradezu ideal in die Landschaft eingebetteten Bau ihr Meisterstück geliefert und dafür ebenso wie der gleichfalls mehrfach ausgezeichnete Bauherr internationale Lorbeeren geerntet.
Als Querschnitt durch die Highlights der Sammlung präsentierte sich die viel beachtete Eröffnungsschau. Sie erfährt jetzt ihre präzisierende Ergänzung mit einer gleichfalls zur Gänze aus eigenen Beständen ausgewählten Ausstellung. Gegliedert in kunsthistorisch relevante Kapitel und unter Betonung individueller Spezifika, die in der künstlerischen Originalität führender österreichischer Maler, Zeichner, Bildhauer und Objektkünstler zu sehen sind, verdeutlichen mehr als 350 Exponate von Avramidis bis Zechyr Potenzial und Spannweite des kulturellen Neubeginns nach Ende des 2. Weltkriegs, seiner Weiterentwicklung und zunehmend pluralistischer gewordenen Ausweitung, die aus einem Land der Musik und des Theaters auch eines der bildenden Kunst gemacht hat.
Maler des Übergangs wie Boeckl, Berg, Frankl, Anton Kolig und Wickenburg, der international herausragende Bildhauer Fritz Wotruba und sein Kreis, Zeichner wie Absolon, Fronius, Hradil und Moldovan, alle wesentlichen Vertreter Konkreter Kunst und ihr verwandter Tendenzen (Hildegard Joos, Helga Philipp, Marc Adrian, Richard Kriesche, Hermann Painitz, Jorrit Tornquist) markieren in ähnlicher Weise wichtige Abschnitte der Ausstellung wie Abstrakte und Informelle (Prachensky, Staudacher, Fruhmann, Hollegha, Mikl, Rainer, Fabian, Bischoffshausen) oder die Gruppe der „Wirklichkeiten" (Jungwirth, Ringel, Pongratz...). Primär auf den Zeichenstift festgelegte Außenseiter wie Fleck, Malli, Jungwirth, Prelog, Barrabas und Thage formierten sich 1959 in der Hinterhofgalerie „Roter Apfel". Sie finden sich in der nunmehrigen Ausstellung ebenso berücksichtigt wie ein Cornelius Kolig, Bruno Gironcoli, Roland Goeschl oder Franz Xaver Ölzant, denen gleichfalls Sonderstatus zukommt. Vorrangig mit Photosequenzen von Brus, Schwarzkogler, Nitsch und Export wird die Frühzeit des Wiener Aktionismus dokumentiert, mit 50 ausgewählten Originalplakaten Aktivitäten wichtiger Galerien und Museen in den 1950er, 60er und 70er Jahren.
Das visuelle Konzept der von Tageslicht dominierten Ausstellung forciert einen anregenden, großzügigen Gesamteindruck: ein spannender Parcours voller Gemeinsamkeiten und künstlerischer Kontraste mit Hinweisen auf eine vor allem in den 1960er Jahren expandierende Kunstszene, in der die Galerie St. Stephan, das Museum des 20. Jahrhunderts, die Galerie im Griechenbeisl und das von Karl Prantl gegründete Bildhauersymposion in St. Margarethen eine besondere Rolle spielten.
Parallel zur Ausstellung erscheint ein 160 Seiten starker, reich illustrierter Katalog mit einem einführenden Text von Peter Baum (EUR 28,-)
Rückfragen
Prof. Peter Baum
Bösendorferstraße 6
A-1010 Wien
Tel. +43 1 513 57 87-0
Presseinformation und -fotos (© Museum Liaunig):