Saisonstart im Museum Liaunig 

Mit einem vielfältigen Kulturprogramm ist es gelungen, das Museum Liaunig über die Jahre als lebendigen Ort der Begegnung und des kulturellen Dialoges in Südkärnten zu positionieren, der – weit ab aller urbanen Zentren gelegen – jedes Jahr von Anfang Mai bis Ende Oktober Besucherinnen und Besucher aus aller Welt anzieht.

Nach der Winterpause startet das Museum mit vier neuen Ausstellungen in die Saison 2024:

In der Hauptausstellung "BLIND DATE – Die Sammlung Maximilian und Agathe Weishaupt im Dialog mit der Sammlung Liaunig" zeigen die Kuratorinnen Alexandra Schantl und Franziska Straubinger geometrisch-konstruktive Kunst in ihren vielfältigen, länder- und generationsübergreifenden Ausprägungen. 

Im Skulpturendepot ist das Projekt IN EINEN KREIS EIN QUADRAT – von Meina Schellander (*1946) zu erleben.

Im Grafiktrakt steht die Künstlerplakatsammlung von Peter Baum (*1939) im Mittelpunkt, der als bildender Künstler, Fotograf, Kurator, Kunstkritiker und langjähriger Museumsdirektor ein umfangreiches Archiv aufgebaut hat.

Die erste Schau im dreieckigen Sonderausstellungsraum ist dem Bildhauer Otto Eder (1924–1982) gewidmet, der 2024 100 Jahre alt geworden wäre. Von August bis Oktober wird die Serie "Alte Freunde" mit dem Maler und Zeichner Roman Scheidl (*1949) fortgesetzt.

Die wechselnden Retrospektiven bilden wieder den Rahmen für die Veranstaltungen der Kammermusik-Reihe sonusiade, die das Museum Liaunig dank des Zusammenspiels von Musik, bildender Kunst und Architektur zum siebenten Mal in einen einzigartigen Konzertsaal verwandeln. Im kommenden Jahr stehen unter anderem der junge Violinist Luka Ljubas (5. Mai), das Simply Quartet (16. Juni) sowie Wolfgang Puschnig (18. August) im Fokus von Matineen. Erstmals wurde eine Auftragskomposition vergeben, die Bezug auf die Ausstellung von Meina Schellander nimmt und am 2. Juni von Clementine Gasser und Matija Schellander im Skulpturendepot zur Uraufführung gebracht wird. Ein weiteres Highlight ist die CD-Präsentation des Duo Sonoma, die am 13. Juli unter freiem Himmel im Atrium des Museums stattfinden wird. Im Foyer des Museum Liaunig kommt es am 13. September mit ZEEBÄR EN ROCK zu einem maritimen Gesamtkunstwerk – in Form von Nixenschlagern, Klabauterpunk und Seebärenrock. Zum Finale der Konzertsaison bespielen Dozentinnen und Dozenten der SONUS Kammermusikwerkstatt am 20. Oktober die einzelnen Ausstellungsbereiche.

Als Kontrastprogramm zur zeitgenössischen Kunst verstehen sich die Präsentationen dekorierter Gläser von der Renaissance bis zum Biedermeier und seltener Portraitminiaturen aus der Zeit von 1590 bis 1890 sowie die Sammlung afrikanischer Glasperlenkunst.

Der Skulpturenpark lädt bei schönem Wetter zu einem Spaziergang ein. 


Museum Liaunig
28. April bis 31. Oktober 2024
Mittwoch bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr




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Presseinformation und -fotos 



Hauptausstellung

BLIND DATE – Die Sammlung Maximilian und Agathe Weishaupt im Dialog mit der Sammlung Liaunig

Blind Date ist das Ergebnis eines Dialogs zweier Sammlungen und zweier Kuratorinnen, die, ohne einander vorher gekannt zu haben, mit der herausfordernden Aufgabe betraut wurden, ein gemeinsames Ausstellungskonzept für die große Halle des Museum Liaunig zu entwickeln. Begünstigt wurde dieses Unterfangen durch die stringenten Profile beider Sammlungen und die daraus resultierenden Schwerpunkte, deren Übereinstimmung insbesondere hinsichtlich der geometrisch-konstruktiven Kunst in ihren vielfältigen, länder- und generations-übergreifenden Ausprägungen die Initialzündung zu den kuratorischen Überlegungen der Kuratorinnen Alexandra Schantl und Franziska Straubinger gab.

In der Ausstellung treffen Werke der Sammlung Liaunig auf Arbeiten aus der Münchner Sammlung Maximilian und Agathe Weishaupt. Das gleichnamige Ehepaar legt seinen Sammlungsfokus auf Kunst nach 1945. Während sie anfangs hauptsächlich konkret-konstruktive Positionen sammelten, ist dieser Blick mit den Jahren immer weiter geworden, sodass die Sammlung inzwischen auch ein großes Spektrum an gegenstandsloser zeitgenössischer Kunst aus dem In- und Ausland umfasst.

Die Werkauswahl erfolgte entlang der größten Schnittmenge beider Sammlungen nach thematischen Gesichtspunkten, die zugleich seit jeher zentrale Fragestellungen abstrakter Kunst darstellen, nämlich Farbe, Form, Licht, Raum sowie Material und deren facettenreiche Wechselwirkungen.

Große internationale Namen wie Morris Louis, Vera Molnar, François Morellet oder Keith Sonnier sind in der Ausstellung ebenso zu finden wie eine Vielzahl an bekannten deutschen und österreichischen Künstler*innen (u. a. Inge Dick, Rupprecht Geiger, Brigitte Kowanz, Imi Knoebel, Eva Schlegel oder Günther Uecker), aber auch vergessene oder verkannte Positionen, die in oft überraschenden Konstellationen gezeigt werden.  

Von den insgesamt 93 gezeigten Künstler*innen sind 6 in beiden Sammlungen vertreten, weitere 45 stammen aus der Sammlung Liaunig und 38 aus der Sammlung Maximilian und Agathe Weishaupt. 4 zusätzliche Positionen sind weder in der einen noch in der anderen Sammlung repräsentiert. Der älteste Künstler, Josef Albers, ist 1888 geboren, die jüngste Künstlerin, Raphaela Riepl, 1985.

Auslöser für die länderübergreifende Kooperation war eine Ausstellung von Robert Schad, die 2020 im Skulpturendepot des Museum Liaunig zu sehen war. Der deutsche Künstler ist nicht nur in beiden Sammlungen vertreten, sondern pflegt auch zu beiden Sammlerfamilien ein freundschaftliches Verhältnis.

Dank der in der Sammlung Maximilian und Agathe Weishaupt vertretenen Bandbreite an gegenstandsloser zeitgenössischer Kunst ist es in dem gemeinsamen Ausstellungsprojekt möglich, die in der Sammlung Liaunig vertretenen österreichischen geometrisch-konstruktiven Positionen in Gegenüberstellung mit internationalen Vertreter*innen dieser Kunstrichtung zu präsentieren.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, der neben Texten von Alexandra Schantl und Franziska Straubinger, zahlreichen Ausstellungsansichten und Werkabbildungen, auch Interviews mit Agathe Weishaupt und Peter Liaunig umfasst.

Werke der folgenden Künstler*innen sind in der Ausstellung zu sehen: Marc Adrian (1930–2008), Josef Albers (1888–1976), Josef Bauer (1934–2022), Erwin Bechtold (1925–2022), Hans Bischoffshausen (1927–1987), Arturo Bonfanti (1905–1978), Bob Bonies (*1937), Hellmut Bruch (*1936), John Carter (*1942), Ha Chong-Hyun (*1935), Josef Danner (1955–2020), Walter Dexel (1890–1973), Inge Dick (*1941), Ulrich Erben (*1940), Wolfgang Ernst (*1942), Adolf Fleischmann (1892–1968), Andreas Fogarasi (*1977), Christoph Freimann (*1940), Jürgen Freund (1949–2007), Günter Fruhtrunk (1923–1982), Jakob Gasteiger (*1953), Tibor Gáyor (1929–2023), Rupprecht Geiger (1908–2009), Ernst Geitlinger (1895–1972), Roland Goeschl (1932–2016), Dorothee Golz (*1960), Gerhard von Graevenitz (1934–1983), Jon Groom (*1953), Peter Halley (*1953), Julia Haugeneder (*1987), Erwin Heerich (1922–2004), Karl Hikade (*1942), Barbara Höller (*1959), Raimer Jochims (*1935), Hildegard Joos (1909–2005), Gerhard Kaiser (*1955), Michael Kienzer (*1962), Fritz Klemm (1902–1990), Imi Knoebel (*1940), Edgar Knoop (*1936), Cornelius Kolig (1942–2022), Brigitte Kowanz (1957–2022), Richard Kriesche (*1940), Edit Lajos (*1975), Camill Leberer (*1953), Morris Louis (1912–1962), Julia Mangold (*1966), Dóra Maurer (*1937), Christian Megert (*1936), János Megyik (*1938), Gabi Mitterer (*1967), Vera Molnar (1924–2023), François Morellet (1926–2016), Melitta Moschik (*1960), Josef Adam Moser (*1952), Klaus Mosettig (*1975), Gerhardt Moswitzer (1940–2013), Ben Muthofer (1937–2020), Osamu Nakajima (1937–2013), David Nash (*1945), C. O. Paeffgen (1933–2019), Hermann J. Painitz (1938–2018), Helga Philipp (1939–2002), Franz Pichler (*1960), Josef Pillhofer (1921–2010), Raimund Pleschberger (*1974), Rudolf Polanszky (*1951), Oskar Putz (*1940), Raphaela Riepl (*1985), Robert Sagerman (*1966), Peter Sandbichler (*1964), Annette Sauermann (*1957), Robert Schad (*1953), Eva Schlegel (*1960), Klaus J. Schoen (1931–2018), Jan J. Schoonhoven (1914–1994), Johann Schwarz (*1963), Park Seo-Bo (1931–2023), Keith Sonnier (1941–2020), Klaus Staudt (*1932), Esther Stocker (*1974), Gaby Terhuven (*1960), Jeremy Thomas (*1973), Bill Thompson (*1957), Erwin Thorn (1930–2012), Jorrit Tornquist (1938–2023), Günther Uecker (*1930), Manfred Wakolbinger (*1952), Franz Erhard Walther (*1939), Peter Weber (*1944), Maximilian Weishaupt (1949–2018), Ludwig Wilding (1927–2010) und Markus Wilfling (*1966).

     

Hauptausstellung "BLIND DATE"
Kuratorinnen Alexandra Schantl und Franziska Straubinger
28. April–31. Oktober 2024
Mittwoch bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr





Sonderausstellung 

Otto Eder: Vom Inferno zur Harmonie
Ein großer österreichischer Bildhauer im Museum Liaunig

Jubiläumsjahr für Otto Eder: Der Kärntner Künstler wurde vor hundert Jahren am 4. Februar 1923 in Seeboden am Millstätter See geboren. Er zählt zu den bedeutenden Bildhauern der österreichischen Nachkriegszeit. Eder begann 1948 sein Studium bei Fritz Wotruba in Wien. Als 19-jähriger im Krieg mehrfach verletzt, versuchte er an der Akademie seine traumatischen Erlebnisse aufzuarbeiten. Er setzte aus Trümmern von zerbombten Häusern und anderen Fundstücken, nur durch Dübel gehalten, Figuren zusammen. Die Erfindung der „Dübelplastik“, dieser Bruch mit der klassischen Bildhauerei, erregte Wotrubas Aufsehen ebenso wie Eders angebliches ungebührliches Verhalten. Eder flog von der Akademie. Beachtlich trotzdem Wotruba in seinem Zeugnis: "Ich halte ihn für einen besonders befähigten Bildhauer...". Kristian Sotriffer, ein wichtiger Kritiker in dieser Zeit, hält Eder "im Wotrubakreis für einen der Interessantesten".

Das Zusammensetzen von Elementen wie in der Dübelplastik prägt Eders Skulpturen. Ein zweites Anliegen war ihm die menschliche Figur. Aus weiblichen Akten wurden mütterliche Idole. Große Themen wurden auch bei männlichen Figuren groß umgesetzt: Der Philosoph, der Sterbende, der Aufrechte... Nach dem Inferno des Krieges suchte Eder in einem dritten Themenkreis eine neue Perspektive. Inspiriert von griechischer Philosophie und Kunst des 5. vorchristlichen Jahrhunderts, vom Erleben der Natur, vom Versuch, Weibliches und Männliches in einer Figur zusammen zu fassen, fand er in „Harmonie“ und „Einheit“ seine dritten großen Themen. Eiförmiges als Urform der Natur, rundes Weibliches, aufragendes Männliches vereinigten sich in seinem "Plastischen System", in seiner "Formel" in bis zu fast drei Meter hohen Marmorfiguren.

In seinen letzten Jahren versuchte Eder im Krastal mit dem "Verein Begegnung in Kärnten – Werkstätte im Krastal", ein Kulturzentrum aufzubauen. Doch seine Lebensuhr war abgelaufen. Viele Gründe führten zu seinem Freitod 1982 in Seeboden.

Eder stellte von Prag bis Zagreb aus und nahm an europäischen Bildhauersymposien teil. Er erhielt u. a. den Österreichischen Staatspreis für Bildhauerei, wurde Mitglied der Wiener Secession und bekam den Professorentitel verliehen. Große Marmorfiguren von Eder finden sich in Wien, Seeboden, Klagenfurt, Leoben, in der deutschen Stadt Moers, im slowenischen Portorož und im schweizerischen Mollis. Seit Eders Tod kam es zu musealen Ausstellungen in Salzburg, Wien, Passau, Klagenfurt, Villach und jetzt in Neuhaus. Werke finden sich u. a. in Museen in Wien, Klagenfurt, Salzburg, in Neuhaus, im deutschen Künzelsau und bedeutenden Sammlungen.

1991 erwarb die Galerie Altnöder in Salzburg Eders Nachlass samt Rechten, Ferdinand Altnöder erbt das Urheberrecht. 1996 erscheint eine Biografie von Dr. Elisabeth Rath mit einem Werksverzeichnis, das 154 Bildhauerarbeiten und 14 Werke zur Kunst am Bau erfasst.

Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Texten von Ferdinand Altnöder und Otto Breicha.  


Sonderausstellung "Otto Eder"
28. April–28. Juli 2024
Mittwoch bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr





Skulpturendepot

Meina Schellander
IN EINEN KREIS EIN QUADRAT –  

Nach der Einladung zu einer Einzelausstellung durch Herbert Liaunig wurde das Skulpturendepot für einen intensiven Moment zum Brennpunkt von Meina Schellanders Schaffen der letzten vierzig Jahre.

Die unkonventionelle, in der Mitte acht Meter hohe Rotunde bot Meina Schellander eine willkommene Herausforderung zur Weiterentwicklung ihres vielschichtigen Gesamt-konzeptes, dem sie ihre einzelnen Werke unterordnet. Obgleich sich der Zeitpunkt der Ausstellung über die Jahre verschoben hatte, stand die Raumanordnung bald fest: IN EINEN KREIS EIN QUADRAT – soll die Physiognomie dieser, ursprünglich nur als Depot konzipierten Halle mit ihrer starken optischen sowie akustischen Wirkung mit in das Prinzip von Schellanders Werk eingegliedert werden.

"Mein Konzept hat nichts mit der Quadratur des Kreises im geometrischen Sinn zu tun, sondern mit der Schwere der Überlegungen nach der Logik Ludwig Wittgensteins, die ich von Anfang an in mir habe. Es geht um eine intuitive Gegenüberstellung der Werke nach zugeordneten Gewichten und nach deren Inhaltsschwere und Bezugslogik: Eines [ein Werk] ist schwerer, das andere ist leichter, wieder ein anderes verflüchtigt sich."
(Zitat Meina Schellander)

Allein richtungsweisend ist das Gefühl der Künstlerin, in welcher Weise ihre Arbeiten "beladen" sind und ob sie einen Dialog oder einen Kontrast darstellen. Meina Schellander versteht ihre Werke als absolut existentiell, niemals in der Weise, wie Kuratoren oder Kunsthistoriker dieselben lesen und einordnen würden. "Alle diese Dimensionen sind eigentlich Überlegungen meiner Arbeit von Anfang an, seit den 1970er-Jahren."

Meina Schellanders Werk denkt sich seit den 1970er-Jahren als ein kontinuierlich aufgebautes System von Zeichnungen, Collagen, Malerei, Fotografie, skulpturalen Objekten und Rauminstallationen, die alle in große Zyklen eingebunden sind.

"Überall, wo du hinsiehst, sind Systeme. Diese sind so in mir drinnen", sagt Meina Schellander während des Ausstellungsaufbaus im Museum Liaunig. "Meine Arbeit entsteht nie aus dem Bauch heraus, sondern es sind Reihungen und Schichtungen, deren inhaltliche Gewichtungen und Frequenzen den Systemen der Natur gegenübergestellt werden."

Nach einem Kraftakt in der Planung, den ihr selbst auferlegten Anforderungen und nicht zuletzt physischer Belastung zeigt diese Ausstellung einen umfangreichen Überblick über das Werk der 1946 in Kärnten geborenen Künstlerin.

Neben Hauptwerken der 1970er-, 1980er- und 1990er-Jahre wie KREUZLOT 1-4 (1978/82/98), der RAUM-FIGUREN ZETA (1999–2003) und ETA (1999–2004) nahm Schellander eine Neu-Interpretation der seit 1991 unvollendeten ADD. LIN. FRE. 17 vor und überrascht mit der 2023 dekonstruierten EINHEITENFUGE 7: Padua-x (1984/85). Neben Collagen und Zeichnungen sind vier der neun Kopfergänzungen Teil von Schellanders Orchestrierung des Skulpturendepots, ausgehend von Kopfergänzung A: KALOTTE (1973). Die Figuren OMIKRON (1991, 2016/24) und LAMBDA (1991, 2016/24) wurden im Zuge des Ausstellungsaufbaus im Frühjahr 2024 direkt vor Ort fertiggestellt und drei der vier Eckpositionen des imaginären weiß konturierten Quadrats entstanden als neue, für den Raum konzipierte Werke.

Die neuerlich in unmittelbarer Nähe auftretenden Kriege, Krisen und Fragen der Ökonomie drücken sich in den Werken dieser Ausstellung ganz bewusst aus. Sie fordern das Publikum auf, dieselben auf sich wirken zu lassen und seinen/ihren eigenen Zugang zu finden.

Schellander spricht vom Entstehen einer Deutung, die sie dem Betrachter im Erleben ihrer Arbeit weitergeben möchte.

In das, für die Ausstellung im Skulpturendepot konzipierte Werk Position 2 bezog Schellander ganz gezielt den Klang in der pantheonartigen Halle mit ein. Nach ihrem Vorschlag wurden Clementine Gasser und Matija Schellander vom künstlerischen Leiter der Konzertreihe sonusiade im Museum Liaunig, Janez Gregorič, eingeladen, ein gemeinsames Konzept für eine Matinee am 2. Juni 2024, im Zusammenhang mit dem Projekt von Meina Schellander, zu entwickeln. Zu diesem Anlass soll auch der Ausstellungskatalog präsentiert werden


Skulpturendepot "IN EINEN KREIS EIN QUADRAT –"
28. April–31. Oktober 2024
Mittwoch bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr





Grafiktrakt

Peter Baum: Künstlerplakate 1955–1975

Im Grafiktrakt steht die Künstlerplakatsammlung von Peter Baum (*1939) im Mittelpunkt, der als bildender Künstler, Fotograf, Kunstkritiker und langjähriger Museumsdirektor ein umfangreiches Archiv aufgebaut hat.

Ausgehend von Paris im ausklingenden 19. Jahrhunderts sowie europäischer und amerikanischer Metropolen, allen voran Wien, Berlin, New York und Chicago, setzte sich das Plakat, wie wir es heute noch in vielseitiger Anwendung als schnell und direkt informierendes Werbemittel kennen, mit Tempo durch. Die genialen großen Plakate des kleinen Henri Toulouse-Lautrec für die bekannten Pariser Nachtlokale und Revuen wurden in Kürze ein stilbildender Welterfolg. Im Kulturbereich und hier vor allem im Ausstellungswesen, für Museen, Galerien, werbewirksam für Cafés und Restaurants wurden an Druck und Gestaltung von Plakaten die höchsten Anforderungen gestellt. Marktleader war zunächst die Lithographie auf Basis flächig geschliffener Schieferplatten, auf die Künstler und Künstlerinnen direkt zeichnen konnten und damit die fertigen Steine (Solnhofer Schiefer) für den Druck vorbereiteten.

Ob man Satzbuchstaben verwendete oder alles von Hand schrieb und zeichnete war egal. Wichtig war immer die Authentizität des gedruckten Plakats, das vom Künstler – eigenhändig unterschrieben – vor allem im Kunstbereich zu einem besonders begehrten Sammelobjekt wurde. 52 auf Abwechslung und Originalität bedachte, primär für den Innenraum bestimmte Beispiele aus der Zeitspanne von 1955 bis 1975, zeigen in einer ersten Ausstellung dieser Art im Vorbereich zur Bibliothek Peter Baum, Vielfalt, Ideenreichtum, Originalität und Individualismus der zwischen Bild und Text vielfältig changierenden Plakate.

Neben den erwähnten „klassischen“ Künstlerplakaten, wie sie unter anderen in Beispielen von Mikl, Tàpies, Jasper Johns, Chagall, Dubuffet, Poliakoff, Jean Tinguely oder den Österreichern Roland Goeschl und Hermann Painitz ausgewählt wurden, zeigen weitere Beispiele den Einsatz der Fotografie, in Atelieraufnahmen, Künstlerporträts und Aktionsfotos bei Emil Schumacher, Christian Ludwig Attersee und Walter Pichler oder Keith Haring. Kaiser Franz Joseph mit Kappe (von Bohumil Štěpán) oder Hans Staudachers überbordende Collage eines Secessionsfestes (1961), gegenübergestellt einer Jahrzehnte später in ähnlicher Vevre und doch ganz anders gestalteten hochexpressiven Grafik in radikalem Schwarzweiß von Gunter Damisch, ist nichts für rasches Vorbeigehen.

 

Grafiktrakt "Künstlerplakate 1955–1975"
28. April–31. Oktober 2024
Mittwoch bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr





Historische Sammlungspräsentationen

Afrikanische Glasperlenkunst

Nach der künstlerisch und ethnologisch einzigartigen Schau "Das Gold der Akan" wird 2023 die zweite, nicht weniger faszinierende afrikanische Sammlung der Familie Launig als Kontrapunkt zur zeitgenössischen Kunst in einer Neuaufstellung präsentiert: Glasperlenkunst aus der jüngeren, bis in die Gegenwart reichenden Geschichte unterschiedlicher ethnischer Gruppen aus West- und Zentralafrika.

Die rund 300 Exponate – reich mit Perlen geschmückte, zeremoniell genutzte Objekte, aber auch alltägliche Gegenstände – stammen vor allem von dem nigerianischen Volk der Yoruba, den Bamileke und Bamum aus Kamerun sowie dem in der Demokratischen Republik Kongo beheimateten Volk der Kuba. Schmuck, Kopfbedeckungen, Kleidung, Masken und Figuren mit Glasperlenbesatz geben Einblick in ihre Lebenswelten und Traditionen und zeigen eine noch wenig erforschte Facette afrikanischer Kunst. Die optisch aufgrund ihrer Vielfarbigkeit und Farbbrillanz eindrucksvollen Glasperlenarbeiten werden bis heute oft unterschätzt und sind in ethnographischen Sammlungen wenig beachtet. Aus westlicher Sicht wurden Glasperlen oft nur als billiger Ersatz für echte Perlen und Edelsteine wahrgenommen. Darüber hinaus wurden die aus europäischen Glasperlen hergestellten Arbeiten als nicht originär afrikanisch angesehen.

Seit Beginn des kolonialen Handels durch Portugiesen und Niederländer wurden Glasperlen, aber auch Metalle wie Kupfer, gegen Sklaven und Elfenbein eingetauscht und dienten in weiterer Folge auch als Zahlungsmittel. Anfangs wurden nur wenige Perlen zur Verzierung von Kleidung und Körper verwendet, später – infolge der Entwertung von Glasperlen – boten sich neue Möglichkeiten in dekorativen und künstlerischen Bereichen: Um 1900 wurden flächendeckende, auch aufwendige Muster entwickelt. Die Völker, die Perlen benutzen, sehen in ihnen aber nicht nur den rein materiellen, sondern einen vielfältigen ideellen und symbolischen Wert. Die Farben und Formen der Glasperlen verraten viel über ihr Alter, ihre Herkunft und ihre Verwendung an unterschiedlichen Objekten in den jeweiligen Kulturen und unterstreichen so ihre Bedeutung hinsichtlich Repräsentation, Religion, Mystik.

Die vorliegende, relativ junge, in rund 15 Jahren aufgebaute Sammlung „Afrikanische Glasperlenkunst“ wurde von Michael Oehrl wissenschaftlich aufgearbeitet und in dem umfassenden und reich illustrierten Sammlungskatalog, mit Beiträgen von Bettina von Lintig und Peter Liaunig im Katalogteil, publiziert. Das Studium von Primärquellen und Originalobjekten in Museumsdepots ersetzte die oft fehlende Fachliteratur zur Verwendung von Glasperlen in der afrikanischen Kunst.


Sammlungspräsentation "Afrikanische Glasperlenkunst"
28. April–31. Oktober 2024
Mittwoch bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr



Gläser von 1500 bis 1850

Von den inzwischen rund 300 Gläsern der Sammlung Liaunig wird in dieser zweiten Sammlungspräsentation eine repräsentative Auswahl von 120 zwischen dem Anfang des 16. Jahrhunderts bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts entstandenen Stücken gezeigt, die einen Einblick in die Geschichte der europäischen Glaskunst von den Anfängen in Venedig
um 1500 bis zu den Meistern der Gravur der Biedermeierzeit geben. Anhand der gezeigten Exponate aus den unterschiedlichen Epochen lassen sich die vielfältigen und innovativen Bearbeitungs- und Dekorationstechniken erfassen, die berühmte aber auch unbekannte Meister im Laufe der Epochen entwickelt haben, um das Material Glas zu gestalten.

Venedig als Wiege der mitteleuropäischen Glaskunst ist nicht nur für seine hauchdünnen, farblosen Glasgefäße bekannt, die zu jener Zeit genauso kostbar wie Gold und Edelsteine waren, sondern auch für die vielen verschiedenen Dekorationsarten, die bis heute nichts von ihrer Faszination eingebüßt haben. Der Glanz der Renaissance lässt sich am besten durch die Tazza aus dem Service der Medicischen Päpste darstellen. Herrscher wie Ferdinand von Tirol mussten den Dogen von Venedig um zeitweilige Überlassung der berühmten Glasmacher bitten, da diese mehr oder weniger in Murano festsaßen. Die Haller Glashütte war die zeitlich früheste und langlebigste nördlich der Alpen, die
farbloses Glas nach venezianischem Vorbild herstellte. Sie war auch die einzige, die mit deutschen Glasmachern arbeitete und nicht unter der Unverlässlichkeit der angeworbenen Italiener zu leiden hatte. Hier sind die großen in der Sammlung vertretenen Einzelstücke aus Venedig und Hall zu nennen. Während man diese feinen Gläser nur bemalen oder mit dem Diamanten ritzen konnte, haben findige Alchemisten des 17. Jahrhunderts den Glasfluss so verändert, dass man ein hartes, dickeres Glas für die Gravur mit dem Kupferrad erzeugen konnte, das vor allem
nördlich der Alpen seinen Siegeszug antrat. Mit der Scheibe von Caspar Lehmann, der als Erfinder des Glasschnitts gilt, ist eine Inkunabel der Glaskunst im Sammlungsbestand, die 20 Jahre lang als Leihgabe im British Museum in London war. Doch das war es nicht allein, auch die technischen Verbesserungen in Form von wasserbetriebenen Schleifmühlen zum Beispiel erleichterte nicht nur die Arbeit der
Graveure der Hochschnittpokale in Schlesien wesentlich. Diese äußerst mühseligen Arbeiten des Friedrich Winter in Schlesien zählen neben den Bergkristallarbeiten jener Zeit zu den begehrtesten Objekten.

Abgerundet wird die Sammlung Liaunig durch die Gläser von Gottlob Mohn und Anton Kothgasser mit ihren in transparent gemalten Ansichten, die die Zeit des Biedermeier und den Wiener Kongress heraufbeschwören, der eine Neuordnung in Europa versuchte.

Anlässlich der Erst-Präsentation des zweiten Teils der Glas-Sammlung Liaunig erschien 2021 Band II des Sammlungskataloges „Schnitt und Farbe“, der wie Band I von Regine Kovacek verfasst wurde.


Sammlungspräsentation "Gläser von 1500 bis 1850"
Kuratorin Regine Kovacek
28. April–31. Oktober 2024
Mittwoch bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr



Portraitminiaturen vom 17. bis ins 19. Jh.

Portraitminiaturen sind, wie es der Name vermuten lässt, handgemalte Portraits kleinster und allerkleinster Größenordnung, von einer Höhe zwischen weniger als einem Zentimeter bis zu etwa zwanzig / fünfundzwanzig Zentimetern, oder manchmal auch größer.
Sie erfüllten seit Mitte des 16. Jahrhunderts bis zur Zeit der Erfindung und Verbreitung der Photographie Mitte des 19. Jahrhunderts genau deren Aufgabe, nämlich das möglichst ähnliche Bildnis eines geliebten Wesens bei sich tragen zu können, oder auch sich eine Idee vom Äußeren einer Person zu machen, die man noch nicht kennt aber
wohl kennenlernen wird (falls das Aussehen auf Grund der Abbildung schon einmal zusagt). So war bis ins 19. Jahrhundert, weit vor der Zeit des Internet-Datings, der Austausch von Portraitminiaturen die einzige Möglichkeit, vor den meistens arrangierten Heiraten zu überprüfen, wie sich die Brautleute, die sich oftmals nie gesehen hatten, auch gefielen (was schließlich und endlich sekundär war). Bei den heutzutage wieder so aktuellen Trennungen von Menschen, die sich nahestanden, vor allem von Paaren und Familienmitgliedern, dienten Portraitminiaturen
als Platzhalter für die abwesenden Personen, wie noch heute das Foto im Geldbeutel oder das Selfie auf dem iPhone. Dadurch spielten Miniaturen vor allem zu Krisen- und Kriegszeiten eine bedeutende Rolle. So fällt auf, dass die Miniaturensammlung Liaunig besonders viele Bildnisse aus der politisch wirren Periode des englischen Bürgerkrieges
zur Zeit Oliver Cromwells Mitte des 17. Jahrhunderts enthält, ebenso wie zahlreiche Portraits aus den Jahren der französischen Revolution und der darauf folgenden napoleonischen Kriege, zwischen 1790 und 1815.

Von den inzwischen weit über 300 Miniaturen der Sammlung Liaunig wird in dieser zweiten Ausstellung eine repräsentative Auswahl von über 120 zwischen dem Anfang des 17. bis zum Ende des 19. Jahrhunderts entstandenen Stücken gezeigt, von denen die
schönsten 100 Exponate in einem fast 400 Seiten starken Katalog anlässlich der rstpräsentation 2020 wissenschaftlich publiziert wurden.

Miniaturen sind meist in der sehr lichtempfindlichen Aquarelltechnik gemalt und werden somit von den wenigsten Museen öffentlich ausgestellt. Den Interessenten werden dort einzelne Stücke nur auf Anfrage in den Studiensälen vorgelegt, wie es zum Beispiel im
Louvre und in der Albertina der Fall ist. Dank modernster Museumstechnik ist das Museum Liaunig derzeit eines der wenigen Museen der Welt, und das einzige in Österreich, in dem eine so große Anzahl bedeutender Miniaturen dem interessierten Publikum öffentlich zugänglich gemacht wird.

Dr. Bodo Hofstetter


Sammlungspräsentation "Portraitminiaturen vom 17. bis ins 19. Jh."
Kurator: Dr. Bodo Hofstetter
28. April–31. Oktober 2024
Mittwoch bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr








Konzertreihe sonusiade im Museum Liaunig



Neuhaus, 26. März 2024 Die Konzertreihe sonusiade präsentiert in der siebenten Saison sieben Veranstaltungen mit zahlreichen Künstlerinnen und Künstlern aus Kärnten.

Die kammermusikalische Reihe sonusiade unter der künstlerischen Leitung von Janez Gregorič im Museum Liaunig geht in die siebente Saison. Heuer sind besonders viele Künstlerinnen und Künstler mit Kärnten-Bezug zu erleben, das musikalische Spektrum geht von der Klassik über Weltmusik und Jazz bis zu "Klabauterpunk". Erstmals wird auch das Skulpturendepot bespielt, mit einem Auftragswerk der sonusiade

Den Auftakt gestaltet am 5. Mai der Primgeiger der Wiener Philharmoniker Luka Ljubas mit zwei weiteren jungen Mitgliedern der Wiener Philharmoniker. Im Sonderausstellungsraum, umgeben von Werken Otto Eders, spielen sie zwei große Streichtrio-Werke. Am 2. Juni wird die Ausstellung von Meina Schellander im Skulpturendepot inhaltlich und musikalisch beleuchtet: Neben der Uraufführung der Auftragskomposition von Clementine Gasser und Matija Schellander, stehen ein Gespräch mit der Künstlerin sowie eine Katalogpräsentation auf dem Programm. Das junge Simply Quartet spielt am 16. Juni drei große Werke der Quartettliteratur. Am 13. Juli präsentiert das Kärntner Duo Sonoma sein neues Album, mit Eigenkompositionen für Violine und Gitarre. Im SONUS-Gastkonzert am 18. August steht der weltbekannte Kärntner Saxofonist Wolfgang Puschnig als Komponist, Interpret und Kurator auf der Bühne. Im Foyer des Museum Liaunig kommt es am 13. September zu einem maritimen Gesamtkunstwerk – mit ZEEBÄR EN ROCK. Das sonusiade-Finale findet am 20. Oktober mit SONUS OUTREACH statt, ausgewählte Exponate des Museums werden durch Pop-Up-Konzerte in den Fokus gerückt und damit in einen neuen Kontext gestellt.

Museum Liaunig

Das Museum Liaunig ist ein privates Kunstmuseum in Neuhaus/Suha in Kärnten. Präsentiert wird die Privatsammlung des Industriellen und Kunstsammlers Herbert Liaunig, eine der umfangreichsten Sammlungen österreichischer Kunst ab 1945, ergänzt durch Vertreter der klassischen Moderne sowie exemplarische Werke internationaler Künstler. Das vom Wiener Architektenteam querkraft konzipierte Museum wurde 2008 eröffnet, 2011 mit dem Österreichischen Museumspreis ausgezeichnet und bereits 2012 unter Denkmalschutz gestellt. www.museumliaunig.at

Pressekontakt

SKYunlimited | Mag. Sylvia Marz-Wagner MAS
sylvia.marz-wagner@skyunlimited.at | 0699 16448001

Kooperationspartner

Ö1 | SONUS Kammermusikwerkstatt | St. Pauler Kultursommer